ORF-Interview mit Bernd zu #deleteFacebook
Heute war der ORF wieder bei uns im Büro. Es ging um den „aktuellen“ (siehe unten) Datenskandal rund um Facebook und das britische Unternehmen Cambridge Analytica.
- Link zum Bericht: ORF Konkret – Details zum Facebook Datenklau
Nachdem der Bericht recht kurz ist und – ausgelöst durch diese Reportage – nur auf die aktuellen Ereignisse eingeht, folgt hier eine kleine Chronologie und auch ein Ausblick meinerseits zur ganzen Geschichte.
Nix Neues: Es wurde bereits 2016 und davor darüber berichtet.
Die Vorfälle, über die jetzt berichtet wird, ereigneten sich bereits 2014 und 2015. Unter anderem wurde bereits 2016 in den Medien darüber diskutiert. Siehe hierzu ein Beitrag vom Schweizer Magazin.
Gefühlt „jeder“ hat diesen Artikel damals geteilt und es gab, wie auch jetzt mit #deleteFacebook, einen kleinen Aufschrei im deutschsprachigen Raum. Aber es ist, wie so oft, alles wieder eingeschlafen (hust Snowden hust).
Was ist also damals passiert?
Laut dem zahlreich geteilten Artikel des Schweizer Magazins hat Stanford Professor Michal Kosinski angeblich Erkenntnisse der Psychometrie mit Facebook Daten kombiniert und dadurch, nach eigenen Angaben, erstaunliche Ergebnisse erzielt.
Psychometrie: der wissenschaftliche Versuch, die Persönlichkeit eines Menschen zu vermessen.
Hierbei bedient man sich der sog. Ocean Methode, die allerdings sehr aufwändig ist. Erst durch die Nutzung von Daten aus sozialen Netzwerken wird sie effizienter.
- Bei dieser Methode wird der Charakter eines Menschen anhand von fünf Persönlichkeitsdimensionen gemessen:
Offenheit (Wie aufgeschlossen sind Sie gegenüber Neuem?) - Gewissenhaftigkeit (Wie perfektionistisch sind Sie?)
- Extraversion (Wie gesellig sind Sie?)
- Verträglichkeit (Wie rücksichtsvoll und kooperativ sind Sie?)
- Neurotizismus (Sind Sie leicht verletzlich?)
Was Cambridge Analytica angeblich mit den Studien des Professors machen konnte:
- Mit 68 Likes oder Aktionen konnte man Hautfarbe, sexuelle und politische Ausrichtung herausfinden.
- Mit 150 Likes wusste man mehr, als die Eltern des jeweiligen Probanden.
- Mit 300 Likes konnte man angeblich mehr über das Verhalten einer Person sagen, als es der Partner jener Person einschätzen hätte können.
Und dieses Wissen wurde angeblich massiv für Microtargeting während dem Brexit und dem US Wahlkampf (der, wo The Donald gewonnen hat) genutzt.
Natürlich gab es auch einige Kritiker des Artikels:
Die Kritik zum Artikel im Überblick:
- Er sei zu reißerisch geschrieben
- Wichtige Punkte seien ausgelassen worden
- der Artikel sei gewissermaßen eine „Werbeaussendung“ von Cambridge Analytica, dabei
- sei die Bedeutung des Analytik Unternehmens in Wirklichkeit nie so groß gewesen
- und von D. Trump sei die Zusammenarbeit auch vorzeitig beendet worden
- Man könne das eigene Lager zwar gegen die Meinung anderer immunisieren, aber
- Meinungen anderer könnten nur verstärkt, nicht aber geändert werden
- also z.B. ein Norbert Hofer Fanboy/-girl wird dadurch nicht zu einem van der Bellen Jünger und Kettenraucher ?
- Volatile User zu erreichen sei hingegen viel schwieriger und aufwändiger
Grundsätzlich war es früher möglich, Daten von Freunden eines Users mit abzufragen, das hat Facebook aber mit der API 2.0 Schnittstelle genau 2015 geändert. Ob Zufall oder nicht…
Jetzt muss jede Freigabe manuell durch den User selbst erfolgen.
Hier eine chronologische Auflistung der Ereignisse im Standard.
Und es wird wieder nichts passieren:
Wer wann was gelöscht, gehackt oder aktiv weitergeben hat, ist für uns schwer nachzuvollziehen. Diverse Gerichtshöfe sowie Maxi Schrems wird es aber sicher noch länger beschäftigen. Der meint übrigens, dass Facebook schon viel früher von dieser Sache gewusst habe.
Damit der aktuelle Aufschrei aber nicht, wie so oft, nur als laues Lüfterl endet, ist es sehr wichtig, dass wir uns selbst an der Nase nehmen. Wir müssen uns selbst über den Wert unserer Daten bewusst werden und auch bissl aktiver darauf aufpassen.
Mit unseren Daten und Aktivitäten verdienen Facebook, Twitter und Google Geld.
Ohne diesen Daten ist das eher schwer :) Unsere Daten haben also einen hohen Wert.
Ein Ansatz, den dezentrale Social Networks wie Steemit ja bereits verfolgen.
Zwar sind viele Dinge mit der „Via Facebook anmelden“-Funktion äußerst bequem geworden:
- Kommunikation mit Freunden
- Onlinebestellungen in Shops
- Einfacher Login bei neuen Apps/Websites
Trotzdem sollte man achtsam sein:
- Nicht überall dasgleiche Passwort verwenden.
- Nichtüberall (bei jeder Laufapp, bei jedem Shop, etc.) mit Facebook- / Twitter- / Google-Login einloggen.
- Auf Facebook und Co immer wieder Apps und Einstellungen kontrollieren (und aussortieren).
- Auf Facebook Quiz-Apps oder Spiele (wie zB „Welche Disney Prinzessin bist du“) von undurchsichtigen Seiten nicht verwenden!
Eigentlich finden wir ja, dass diese und weitere Inhalte in einem eigenen Unterrichtsfach behandelt werden sollten, vielleicht sogar schon ab dem Volksschulalter :)
#deletefacebook oder so:
Wenn man aber Facebook löscht, sollte man das auch konsequenter Weise mit Instagram und WhatsApp machen – diese Social Networks gehören ja zusammen. Ansonsten wäre so ein Lösch-Versuch eher „für’n Hugo“. Oder „für’n Mark“, das passt vielleicht besser :)
Steemitlink: steemit.com/deutsch/@berndpfeiffer/mein-orf-interview-zu-deletefacebook