Selbst gemacht und doch zu teuer – Das DIY-Logo

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Wörter: 1080, Lesezeit: ca. 6 Min. –

»Meine kreative Nichte kann gut zeichnen und hat uns ein Logo gebastelt. Findest du es gut?« – Im Leben eines Grafikdesigners ist es immer wieder faszinierend zu beobachten, was Verwandte alles so können. Und manchmal ganz und gar nicht beherrschen.

Family Business

In diesem Blogpost erfahren Sie, warum es nicht immer eine gute Idee ist, ein Firmenlogo selbst zu machen oder es jemanden zu überlassen, der über keine beruflichen Qualifikationen verfügt. Bekannte und eher weniger bekannte Fallbeispiele zeigen, was alles schief gehen kann, wenn man auf die Erfahrung eines Experten verzichtet. Und stattdessen auf spontane Kreativität oder das sprichwörtliche »Bauchgefühl« setzt.

Was macht ein Grafikdesigner beruflich? Wenn Menschen das Wort Grafiker hören, denken Sie oft an Personen, die schöne Dinge auf ein Blatt Papier bringen, um Layouts hübscher aussehen zu lassen. Tatsächlich muss ein Grafiker auf vielen verschiedenen Ebenen sein Geschick beweisen: Illustration, Softwarekenntnisse in allen gängigen Gestaltungsprogrammen, Animationskenntnisse, 3D-Rendering-Wissen, Typografie-Wissen, aber auch ein Gefühl für Kundenbeziehungen sowie die Kenntnis rechtlicher Grundlagen (Markenrecht, Urheberrecht, etc.), sind für den Beruf des Grafikdesigners unbedingt erforderlich. Aber auch im Umgang mit Kunden und ihren – teilweise sehr spezifischen – Wünschen und Vorgaben, müssen Grafiker gute Zuhörer sein und Fingerspitzengefühl unter Beweis stellen. Grafikdesigner sind also keine „Kreativmaschinen“. Sie sind vielmehr Problemlöser.

Aufgrund der rasanten Entwicklungen von Grafikprogrammen und Kommunikationstechnologien allgemein, ist ein Grafiker ein Leben lang auf Weiterbildung angewiesen. Und das ist sowohl zeit- als auch kostenintensiv. Beides für Gelegenheits-Grafiker oft nicht bewältigbar.

Logistik mit Regenbögen

Bis sich die Probleme eines selbst gemachten Logos in allen Winkeln eines Betriebs bemerkbar machen, können oft Jahre vergehen. Aufgrund der schlechten Qualität, wird es oft schamhaft klein gehalten, oder gar versteckt, anstatt es stolz zu präsentieren. So wird man am Markt nicht unverwechselbar.

Manchmal sieht man die Probleme jedoch auf den ersten Blick. Dieses Beispiel für ein misslungenes & selbst gemachtes Logo hätte ebenso gut als Redesignfall auf unserem Tisch landen können: Die fiktive Firma »Logistik Solutions« (Anmerkung: Projekt-Name und Grafik geändert) hat ihr Logo selbst entworfen, und will sich nun als überregionaler, moderner Anbieter einem internationalen Markt stellen. Im Sinne einer »Challenge« wurde das (fiktive) Logo von uns neu gestaltet. Die Kombination Regenbogen & Logistik ist übrigens keine Erfindung.

Oben: Das selbstgebastelte Logo mit Regenbogen. Unten: Die professionelle Überarbeitung. Hätten Sie den Unterschied erkannt? :-)
Mehr als ein Logo: Die Verschmelzung der Anfangsbuchstaben »L« & »S« drückt die Kernkompetenz des Logistikunternehmens aus, indem es den reibungslosen Weg von der Produktion bis hin zum Kunden beschreibt. Idee & Gestaltung: Limesoda

»Defend the logo-principles«

(Sagi Haviv, Chermayeff & Geismar & Haviv)

Abgesehen von ein paar originellen Einfällen, muss der Designer eines Logos einige grundlegende Prinzipien der Gestaltung berücksichtigten. Vorausgesetzt, dass das Ergebnis professionell werden soll.

  • Das Logo muss in allen Anwendungen (bspw. auch Fax und Stempel) funktionieren. Funktionieren heißt: Ohne Qualitätsverlust!
  • Es muss leicht zu merken sein und sich von anderen Logos unterscheiden (DISTINCTIVE & MEMORABLE).
  • Es muss auch in schwarz-weiß immer noch gut aussehen (SIMPLE).
  • Ein Regenbogen passt nicht zum Thema »Logistik« (APPROPRIATE).
Schlagfertiges Angebot! Das (vermutlich) selbstgemachte Logo des äußerst schmackhaften Restaurants »HITOMI« liest sich wie »Hit me!«.

Unterschätztes Potenzial

Selbst in mittelständischen bis größeren Unternehmen mit hunderten Mitarbeiter passiert es regelmäßig, dass das Markenlogo weder von einer Agentur, noch von einem Fachmann gestaltet wurde. Die Ursache ist meist darin begründet, dass so manche Manager das Potenzial eines konsequent geführten Corporate Designs auf den Unternehmenserfolg immer noch nicht ausschöpfen.

Ungenütztes Potenzial – Laut einer Erhebung des German Design Council sehen nur etwa 41% der befragten Manager einen Zusammenhang zwischen Designpreisen und Unternehmenserfolg.

The Apple IncidentEs passiert sogar den Besten

Doch manchmal ist es bloß ein verpatzter Beginn: Apple-Mitbegründer Ron Wayne (Den kannten Sie noch nicht, richtig?) hat seine Karriere damit begonnen, Spielautomaten zu verkaufen. Im Gegensatz zu den beiden anderen Gründern, Steve Jobs und Wozniak, konnte er zeichnen. Und schien damit qualifiziert zu sein, Apples erstes Logo zu gestalten.

Das erste Apple-Logo aus dem Jahr 1976. Stellen Sie Sie sich vor, dass so die Rückseite Ihres iPhones aussehen würde. Bild: Apple Inc.

Die aufwändige Illustration erwies sich als unbrauchbar: Bei Fax und verkleinerten Darstellungen war das Logo praktisch nicht zu erkennen. Und es war rasch klar, dass man mit der Ästhetik einer Buchseite aus dem 16. Jh. weder Fortschritt noch Technologie glaubwürdig repräsentieren kann.

Ein neues Logo musste also her, und dieses Mal aus der Hand eines Profis. Die heute jedem vertraute Silhouette des Apple-Logos mit dem markanten »Bitten Apple« stammt aus der Hand des Grafikdesigners Rob Janoff. Steve Jobs selbst soll zu ihm gesagt haben: Machen Sie es bitte so, dass nichts mehr an das alte Logo erinnert!

The SwooshAustauschbar statt einmalig

Eines der wichtigsten Kriterien für die Qualität eines Logos ist seine visuelle Einzigartigkeit. Kein anderes Logo darf mit ihm verwechselt werden. Ein guter Designer findet neue Gestaltungswege für ein bereits bekanntes Zeichen. Kunden bezahlen ihn nicht dafür, vielfach reproduzierte Konzepte zu kopieren.

Typische DIY-Logos hingegen, sind an den zigfach reproduzierten Elementen und naheliegenden Entwürfen erkennbar. Äußerst beliebt sind der so genannte »Swoosh-«, Halb- oder Viertelkreise, die keine Aussagekraft besitzen; außer dass offensichtlich jemand den Erfolg von Nike kopieren will.

Austauschbare Swoosh-Logos, die auf Stockfoto-Seiten erworben werden können. Quelle: freepik.com

Buy cheap, buy twice

Gerade Jungunternehmer erwähnen in Gesprächen oft einen bestimmten Grund, warum Sie beim Logo sparen mussten: »Wir hatten kein Marketingbudget mehr zur Verfügung, also mussten wir es selbst machen.« Oft wird dabei allerdings übersehen, dass eine danach notwendige Überarbeitung des Logos hohe Kosten verursachen kann, denn immerhin müssen eventuell bereits gebrandete Betriebsmittel (Firmenautos, Filialen, Standorte, Container, Verpackungen, etc.) neu beklebt oder komplett ausgetauscht werden.

Da ist es schon ganz hilfreich, sich die Ausgaben für ein Markenlogo langfristig berechnen zu lassen: Ein professionell gemachtes Markenlogo kostet – je nach Leistung und Umfang – etwa 7000 EUR. Berücksichtigt man die durchschnittliche Lebensdauer eines Logos, etwa 15 Jahre, liegen die Ausgaben umgerechnet bei 467 EUR/Jahr. »Wartungskosten« gibt es nicht. Deutlich weniger also, als die jährlich anfallenden Ausgaben für eine Werbekampagne.

Was kostet ein Marken-Logo? – Analog zu einem Maßanzug gibt es keine Fixpreise für ein Logo. Die Preisgestaltung findet hier am freien Markt statt. Es gibt erschreckend niedrige Preise auf Logo-Plattformen. Hier wird dem Kunden oft anhand eines einfachen Frage-Antwort-Spiels die Qualität eines echten Briefings suggeriert. Ein Markenlogo aus der Hand eines Profis beinhaltet eine ganze Reihe an Techniken, welche die langfristige Qualität eines Logos sicherstellen sollen: Workshops, Kundenbriefings, Interviews, Analyse des Mitbewerbers und genaue Kenntnis von Best-Practice-Fällen, Abwägung ökonomischer Interessen (Finanzierbarkeit des Projekts sinnvoll: ja/nein), Einbeziehung eines Netzwerks von Fachleuten (Rechtsanwälte, Coaches) usw. Am Ende sind auch die Kosten für die Werknutzung Teil des Gesamtpreises.

Lesen Sie dazu auch mein Interview zum Thema »Was kostet ein Logo«

Fazit

Ein Logo auf eigene Faust zu machen scheint zunächst eine kostengünstige Variante zu sein. Das kann sich aber rasch als Kostenfalle entpuppen, wenn das DIY-Logo nicht den gewünschten Erwartungen entspricht und ein teures Redesign fällig wird. Es kann aber auch zu rechtlichen Problemen führen, wenn das selbstgebastelte Logo Ähnlichkeiten mit einer bereits geschützten Marke aufweist.

Übrigens: Falls Sie wissen möchten, warum die Schöpfer des Logistik-Logos davon überzeugt waren, dass der der Regenbogen da hingehört, hier die Auflösung: »Wir sind so eine bunte Truppe!«

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Kommentare

  • Super Artikel. Habe mich köstlich amüsiert. Das uralte Apple Logo kannte ich noch gar nicht. Weniger ist eben mehr. Zeigt sich ja auch bei LS Logistik Solutions. Das ist sehr schlicht und durch die Verbindung der beiden Buchstaben wird der Markenkern trotzdem perfekt transportiert. Die größte Herausforderung bei selbstgemachten Designs oder Logos aus dem Familienkreis ist freundliche ablehnen und souverän erklären, warum Nichte Leonie nicht das neue Logo entworfen hat. Na Prost Mahlzeit :-D

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