Zur Kassa bitte! Bezahlen im Internet.

Wer ein E-Commerce-Portal plant oder betreibt, wird sich früher oder später zwingend mit dem Thema Online-Zahlung auseinandersetzen müssen. Erstmal muss es grundsätzlich möglich sein zu bezahlen. Aber spätestens wenn es an das Conversion-Optimieren geht, bekommen Online-Bezahlmethoden eine große Bedeutung. Ist das Fehlen von passenden Bezahlmöglichkeiten doch einer der Hauptgründe für den Abbruch im Kaufprozess.

Dieser Artikel beleuchtet folgende Fragen:

  1. Wodurch unterscheiden sich die verschiedenen Bezahlmethoden?
  2. Welche Bezahlmethode kostet wie viel?
  3. Worauf ist bei der Entscheidung für einen PSP zu achten?

Bezahlmethoden im Internet

Die verfügbaren Zahlungssysteme für E-Commerce und M-Commerce lassen sich in mehrere Gruppen aufteilen:

Vorauskasse

Wenig Risiko für den Händler, Vertrauensvorschuss der Kunden notwendig. Auf Händlerseite muss das Matching mit dem Bankkonto gut klappen und bei termingebundener Ware (ZB Konzerttickets) kann der Händler die Ware nicht risikolos reservieren, da er auf die Überweisung warten muss. Kunden erhalten erst nach Eingang der Zahlung Feedback, was einige Tage dauern kann. Wird ohne PSP abgewickelt. Kein Disagio aber ev. Überweisungsspesen.

Nachnahme

Risikolos für den Käufer. Allerdings fallen Spesen an die der Kunde tragen muss. Der Händler hat das Risiko, dass der Kunde die Ware an der Türe ablehnen kann. In diesem Fall trägt der Händler alle Gebühren. Die Abwicklung erfolgt ohne PSP.

Kauf auf Rechnung

Zahlung auf Rechnung wird bei Kunden immer beliebter. Es entspricht dem Offline-Usus: Gezahlt wird erst, wenn man die Ware in der Hand hält. Hier müssen Händler entscheiden, welches Risiko sie eingehen wollen. Erlaube ich es nur für Stammkunden? Trage ich selbst das Mahn- und Ausfallsrisiko oder bediene ich mich eines Dienstleisters, der dieses Risiko gegen Gebühr übernimmt. In zweiten Fall wird die Forderung gegen eine Gebühr an den Inkassanten abgetreten (Zession). Dies ist aber nicht immer möglich, die Kreditwürdigkeit jede einzelnen Kunden wird online überprüft und danach festgelegt, ob Kauf auf Rechnung zugelassen wird. Kauf auf Rechnung wird nicht von allen PSPs angeboten. Zu beachten ist, dass der Kauf auf Rechnung zu weniger Abbrüchen im Checkout-Prozess führen kann. Auf der anderen Seite gilt er in manchen Branchen allerdings als Retourentreiber. Online-Händler müssen daher den Einsatz genau prüfen. In Bezug auf Datenschutz und Betrugsrisikos ist diese Bezahlmethode die sicherste aus Konsumentensicht.

Lastschrift/Einzugsermächtigung

Hier ziehen Händler Geld vom Kundenkonto ein. Für Händler gibt es dabei einige Risikofaktoren. Das Kundenkonto könnte ungedeckt sein. Dann fallen Bankspesen für die Rückbuchung an, es entsteht Verwaltungsaufwand und das Geld für die bereits verschickte Ware muss anders eingetrieben werden. Selbst bei gedecktem Konto gibt es für Konsumenten eine Widerspruchsfrist von 8 Wochen. Bei Mandatsbestreitung sind es sogar 13 Monate.

Kreditkarten

Kreditkarten haben sich als sicheres Zahlungsmittel im Internet durchgesetzt. Händler erhalten nach einer sofort online durchgeführten Deckungsprüfung die Autorisierung zur Abbuchung des gewünschten Betrags. Ab Erhalt der Autorisierung erhält der Händler garantiert sein Geld, es gibt keine weiteren Mahnspesen. Die meisten Kreditkartenunternehmen bieten auch eine Versicherung für ihre Kunden an, wodurch auch auf Käuferseite das Betrugsrisiko minimiert wird. MasterCard und Visa bieten mit ihren Programmen „MasterCard SecureCode“ und „Verified by VISA“ noch zusätzliche Sicherheitsmechanismen an. Über die Eingabe eines persönlichen Passwortes bei der Bezahlung wird sichergestellt, dass der Besteller der rechtmäßige Besitzer der Kreditkarte ist. Händler haben ab diesem Zeitpunkt die volle Sicherheit, das Betrugsrisiko geht ab Eingabe des Codes auf den Käufer über, der seinen Code schützen muss. Händler können bestimmen, ob oder ab welchem Betrag diese Authentifizierungsverfahren aktiviert werden sollen und ob sie dann verpflichtend sind oder auch übersprungen werden können. Wir sehen bei Webshops unserer Kunden, dass die Aktivierung zu einer Komplizierung der Bezahlung und dadurch zu vermehrten Kaufabbrüchen von verwirrten Kunden führt. Das scheint der Preis für mehr Sicherheit auf Händlerseite zu sein.

E-Wallets

Diese „elektronischen Geldbörsen“ ermöglichen die Bezahlung im Internet, ohne Händlern sensible Daten wie Bankverbindung oder Kreditkartendetails bekannt geben zu müssen. Kunden überweisen mit dem Zahlungsverfahren ihrer Wahl Geld zum Anbieter der E-Wallet. Dies erfolgt oft per Überweisung oder über Kreditkarten. Mit diesem Geld kann nun bei Händlern eingekauft werden, die dieses Geld akzeptieren. Bekannte Anbieter sind die eBay-Tochter PayPal, Google Wallet, Amazon Payments oder in Deutschland die Telekom-Tochter ClickandBuy. Besonders im M-Commerce, also bei der Bezahlung über mobile Endgeräte können diese Dienste einen Vorteil haben. Entfällt dadurch meist die mühsame Eingabe der Kreditkartennummer oder vergleichbarer Daten.

Mobile Payment

Bei diesen auch als M-Payment bezeichneten, mobilen Bezahlmethoden wird die Bezahlung über mobile, elektronische Techniken durchgeführt. Beispiele sind Premium-SMS, Mehrwertdienste über die Telefonrechnung, spezielle Software-/Hardwarelösungen die oft über die Audio-Buchse des Mobiltelefons funktionieren oder künftig die NFC-Technologie (Near Field Communication). Ein einheitlicher Standard hat sich noch nicht durchgesetzt.

Kosten der Bezahlarten

Die direkten Kosten der einzelnen Bezahlarten lassen sich relativ leicht ermitteln. Sie bestehen aus einem fixen Betrag pro Transaktion und/oder aus einem prozentuellen Abschlag von der Transaktionssumme („Disagio“). Für Online-Händler bedeuten diese Kosten aber nur die halbe Wahrheit. Für die tatsächlichen Gesamtkosten eines Zahlungsmittels schlagen auch noch verschiedene indirekte Faktoren zu buche. Dazu zählen:

  • Einrichtungs- und Integrationskosten (beim Internetdienstleister und beim Payment Service Provider)
  • Kosten des Risikomanagements (Interne oder externe Bonitätsprüfung, Adressmanagement, Prüfung von Bestellhistorie oder Betrugsmustern)
  • Opportunitätskosten durch verzögerte Zahlungseingänge (Zwischenfinanzierung, Reservierungskosten)
  • Kosten durch Leistungsstörungen (Zahlungsstörungen, Zahlungsausfälle)
  • Kosten des Debitoren-/Forderungsmanagements (manuelle Nachbearbeitungen, Mahn- und Inkassowesen, Portokosten)
  • Retourenkosten (Retourenabwicklung, erhöhte Retourenwahrscheinlichkeit bei manchen Zahlungsarten)

Die folgende Tabelle zeigt das Ergebnis einer E-Commerce-Studie. Verglichen werden die Einschätzung von Online-Händlern mit den tatsächlich ermittelten direkten Kosten und Gesamtkosten der untersuchten Zahlungsarten. Bemerkenswert ist vor allem, dass der „Kauf auf Rechnung“ entgegen der Einschätzung der Händler die teuerste Methode ist und dass SOFORT Überweisung bei den Gesamtkosten sogar Vorauskasse überholt hat. Unterhalb der Tabelle finden sich die zugrunde liegenden Annahmen und der Link zur Studie.

Reihung (1=günstigste)Reihung nach Einschätzung der
Händler
Reihung nach direkten KostenReihung nach gesamten Kosten
1Vorkasse per ÜberweisungVorkasse per ÜberweisungSOFORT Überweisung
2LastschriftSOFORT ÜberweisungVorkasse per Überweisung
3SOFORT ÜberweisungLastschriftLastschrift (abgesichert)
4Zahlung auf RechnungZahlung auf RechnungLastschrift
5NachnahmePayPalKreditkarte
6PayPalLastschrift (abgesichert)PayPal
7Zahlung auf Rechnung (abgesichert)KreditkarteNachnahme
8Lastschrift (abgesichert)Zahlung auf Rechnung (abgesichert)Zahlung auf Rechnung (abgesichert)
9KreditkarteNachnahmeZahlung auf Rechnung
Die Berechnung erfolgte in der Studie auf Basis folgender Transaktionsdaten: 2.979 Bestellungen pro Monat, EUR 100,60 durchschnittlicher Warenkorb, 7% Retourenquote, Durchführung interner und externer Risikoprüfungen sowie Durchführung von Mahn- und Inkassoverfahren.
 
Quelle: „ibi research 2014: Gesamtkosten von Zahlungsverfahren – Was kostet das Bezahlen im Internet wirklich?“

Und was sollte ich nun in meinem Shop anbieten?

Primär sollten Kundinnen und Kunden des eigenen Webshops keine Steine in den Checkout gelegt werden. Gängige Zahlungsarten sollten daher zur Verfügung stehen. Was „gängig“ ist, hängt von Land/Region, Branche und Kundensegment ab. Im Konsumentenbereich gelten andere Regeln als B2B. Weitere Entscheidungsfaktoren für oder gegen ein Zahlungsmittel sind die Gesamtkosten und die Auswirkung auf die Retourenquote. Je nach Marge und Retourenmanagement sehen manche Shopbetreiber Retouren „positiv“ als notwendiges Übel oder scheuen sie wie der Teufel das Weihwasser. In vielen Shops wird das Zahlungsangebot auch in Abhängigkeit vom Risikomanagement gesteuert. Potentiell vertrauenswürdigere Kunden erhalten mehr Möglichkeiten als solche mit weniger gut verlaufener Bestellhistorie oder negativer Bonitätsprüfung.

Ich empfehle folgende Vorgangsweise: Konkurrenzanalyse, Selbsteinschätzung und danach Beratung durch Webshop-Dienstleister und Payment Service Provider. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, Dinge einfach auszuprobieren!

Was macht eigentlich ein Payment Service Provider?

Grundsätzlich könnten Shopbetreiber auch ohne Payment Service Provider (PSP) auskommen. Sie müssten dann jede einzelne Zahlungsmethode separat anbinden und für die Sicherheit der Zahlungsdaten sorgen. Für Kreditkarten würde das beispielsweise bedeuten, je eine Schnittstelle zu Master Card, Visa, Diners Club, American Express usw. zu bauen und die Daten nach PCI-DSS Compliance abzusichern. Kein wirklich gangbarer Weg für mittelständische Webshops! Auch wenn z.B. PayPal relativ leicht integriert werden kann, setzen die meisten Webshops auf die Dienste eines Zahlungsmitteldienstleisters. Dadurch ist nur noch eine einzige Schnittstelle zum PSP notwendig. Dieser erledigt die Zahlungsabwicklung und sorgt für die Sicherheit der Transaktionsdaten.

Zahlungsmitteldienstleister

In Österreich sind mehrere Payment Service Provider tätig. Die Wirtschaftskammer Österreich bietet eine Liste im Internet.

Technische und funktionale Aspekte

Da für die Gesamtkostenbetrachtung auch die technische Implementierung eine Rolle spielt, lohnt sich auch ein Blick auf die technischen Details. Die meisten PSPs bieten Gratis-Schnittstellen zu gängigen Shopsystemen an. Schließlich liegt eine möglichst weite Verbreitung in ihrem Interesse. Wir haben allerdings die Erfahrung gemacht, dass diese Schnittstellen, oft als „Plugins“ oder „Extensions“ bezeichnet, nicht immer alles können, was benötigt wird. In professionellen Shop-Setups zählen dazu z.B. die Bedienung von Test-und Livesystem, die Durchführung von Testzahlungen sowie die Kompatibilität zu neuen Versionen des Shopsystems. Komplexere Anforderungen wie Recurring Payments (wiederkehrende Zahlungen) oder Händler mit mehreren Rechtspersönlichkeiten können nicht von allen PSPs abgebildet werden. Auch diese Aspekte können die Wahl des richtigen PSP beeinflussen. Wir haben hier sehr viel Erfahrung und beraten gerne!

Disclaimer: Wir haben als E-Commerce-Agentur Partnerverträge mit vielen PSPs. Dadurch werden gegenseitiger Support für eine reibungslose Implementierung und eine kleine Vermittlungsprovision geregelt.  Wir beraten unabhängig vom Vorhandensein eines Partnervertrages möglichst neutral und berücksichtigen bestehende Erfahrungen. In der Regel fällt die endgültige Entscheidung kundenseitig zwischen mehreren eingeholten Angeboten.

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Kommentare

  • Vorauskasse scheint eine günstige Zahlungsart für den Shopbetreiber, aber …

    Wenn man bei Vorauskasse die internen Kosten für die Abwicklung dazurechnet, dann landet diese Zahlungsweise bei den Kosten ganz hinten. Zusätzlich sollte man berücksichtigen, dass bei Vorauskasse einige Besteller gar nicht bezahlen.

    Antworten
    • @Emile:

      Es gibt über Shop-Erweiterungen Möglichkeiten, einen bedeutenden Anteil der Überweisungen automatisch mit den Bestellungen zu verknüpfen und so den manuellen Aufwand zu verringern. Dass Besteller gar nicht bezahlen, fällt in den Bereich des Debitoren-Managements und kann ebenfalls über Erweiterungen teilautomatisiert oder an externe Anbieter ausgelagert werden.

      Die internen Kosten müssen natürlich bei allen Zahlarten berücksichtigt werden. So kann zum Beispiel bei Kreditkarten auch ein gehöriger Aufwand anfallen, wenn man manuelles Clearing betreibt.

      Antworten

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